Die Besuche von Oberst Gibbs in Dessau wurden immer häufiger und zogen sich immer mehr in die Länge, das freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden Männern vertiefte sich und bald wurden auch geschäftliche Probleme besprochen. In diesen Gesprächen überzeugte Gibbs im Laufe des Jahres 1922 Junkers davon, eine Flugzeugexpedition nach Kuba zu entsenden. Er habe dort beste Beziehungen und werde die Gründung einer kubanischen Luftverkehrsgesellschaft in die Wege leiten. Das dazu nötige Barkapital solle von kubanischen und amerikanischen Geldgebern aufgebracht werden.
Junkers, der sich nach dem Erfolg der kolumbianischen Luftverkehrsgesellschaft Scadta mit dem Verkehrsflugzeug F 13 wieder mit dem Gedanken angefreundet hatte, sich doch noch weiter in Südamerika zu engagieren, erklärte sich bereit, die zwei für Argentinien bestimmten F 13 einen Umweg über Kuba nehmen zu lassen. Zusätzlich stellte er Gibbs 2500 Dollar für die Organisationskosten zur Verfügung und verpflichtete sich, auf eigene Rechnung auch zwei Mitarbeiter nach Kuba zu senden, die Gibbs bei der Gründung der Gesellschaft unterstützen sollten. Falls Gibbs die nötigen Postkonzessionen erhalten und sich für die Rentabilität der Gesellschaft verbürgen könne, würde Junkers 51% des Aktienkapitals, das bis zu einer Million Dollar betragen könne, zeichnen. Gibbs sollte dann die Generalvertretung für die Gesellschaft und einen Aktienanteil erhalten.
Den Auftrag, die Südamerika-Expedition zu organisieren, bekam der Leiter der Abteilung Luftverkehr, Gotthard Sachsenberg. Dieser übersandte am 27. September 1922 an Professor Junkers folgenden Plan: Die Junkers-Vertreter Hermann Bitterich und Eduard Hahn sollten Oberst Gibbs nach Kuba begleiten, um die Ankunft der Flugzeuge und deren Besatzung vorzubereiten und die Vorführungsflüge zu organisieren. Die beiden F 13 mit Piloten und Monteuren sollten Ende November in Havanna eintreffen und mit Unterstützung von Bitterich vierzehn Tage auf Kuba für die zu gründenden Luftverkehrsgesellschaft werben. Während dieser Zeit sollte Eduard Hahn nach Jamaika, Haiti und Saint Thomas (Britische Jungferninseln) reisen, um Vorbereitungen für den Weiterflug der F 13 über die karibischen Inseln nach Trinidad zu treffen und Vorführungsflüge zu organisieren.
Von Trinidad aus sollten beide Flugzeuge entlang der südamerikanischen Küste bis nach Buenos Aires fliegen, dabei sollten Zwischenstopps in den brasilianischen Städten Rio Grande und Porto Alegre eingelegt werden. Dort sollten die Junkersvertreter Wieland und Gronau die Ankunft der Flugzeuge vorbereiten, Prospekte verteilen und finanzkräftige Interessenten zu Probeflügen einladen. Der kaufmännische Leiter der Expedition Eduard Stahl, sollte von Kuba aus mit dem Schiff nach Buenos Aires vorausfahren, um dort für einen gebührenden Empfang der Junkersexpedition zu sorgen. Es war ein großzügiger und kühner Plan, der jedoch in völliger Unkenntnis der Verhältnisse vor Ort aufgestellt worden war und nach Überwindung vieler unvorhergesehener Schwierigkeiten zum Schluss in einer Katastrophe enden sollte.
Während der Vorbereitungen für die Expedition stieß noch ein weiteres Expeditionsmitglied dazu, das Sachsenberg nicht eingeplant hatte: Prof. Junkers ältester Sohn Werner, der als Mechaniker bei der Jfa tätig war, um den Flugzeugbau von Grund auf kennenzulernen, wollte unbedingt an der Expedition teilnehmen. Prof. Junkers schrieb am 27. September 1922 in sein Notizbuch: „Werner, Teilnahme an Reise nach Cuba etc. – Untersuchung auf Tropenfähigkeit in Berlin: u. a. wie er Chinin (gegen Fieber) verträgt. Gegebenenfalls müsste er die ganze Reise mitmachen als Monteur eines der Flugzeuge. Es dürfte nicht vorkommen, dass er unterwegs ausfällt … Wenn er mitgeht, so ist in der Zwischenzeit (etwa 5 Wochen) seine Ausbildung in der Jfa im Kühler-, Behälter- und Schwimmerbau erforderlich; er muß bei der Montage des Schwimmergestells zugegen sein, ferner Reparaturen an den genannte Teilen ausführen können. Der Zeitpunkt der Abreise richtet sich nach der Fertigstellung er Schwimmer.“ Im Oktober 1922 reiste der erste Teil der „Junkers-Expedition Westindien-Südamerika“, wie sie genannt wurde, nach Kuba ab. Dort angekommen, bereiteten die beiden Vertriebsmitarbeiter Hermann Bitterich und Eduard Hahn wie vorgesehen die Ankunft der Flugzeuge vor und knüpften zusammen mit Dr. Gibbs Kontakte zu finanzkräftigen Inselbewohnern, die für eine Beteiligung an einer Luftverkehrsgesellschaft in Frage kamen. In der Presse wurde eifrig Propaganda für das Junkers-Verkehrsflugzeug betrieben.