Hugo Junkers hatte nach seinem Studium bereits einige Jahre als Ingenieur in verschiedenen Maschinenfabriken gearbeitet, als er im Sommer 1887 beschloss, an weiteren Lehrveranstaltungen an der Technischen Hochschule Charlottenburg teilzunehmen. Besonders faszinierten ihn die Lehren von Prof. Slaby über Elektromechanik.
„Hierbei hörte ich auch Vorlesungen über mir bis dahin noch ganz fremde Maschinen, nämlich Feuerluft- und Gas-maschinen“, schrieb der 32jährige Hugo Junkers am 1. November 1891 an seine Stiefmutter. „Dieselben interessierten mich außerordentlich. Sie zeigten mir wonach ich schon lange gesucht, ein neues großes Ziel für meine Thätigkeit. Sie eröffneten mir die Aussicht auf eine Verbesserung und Vervollkommnung der Maschinen zur Krafterzeugung. Ich ging mit allen Kräften ans Werk. Die Examens- und sonstigen Arbeiten wurden erst vernachlässigt und dann ganz aufgeschoben. Immer tiefer versenkte ich mich in diese Sache. Nicht Tags noch Nachts, Sonntags und Feiertags ließ es mich in Ruhe. …“
Hugo Junkers hatte eine Aufgabe gefunden, die ihn von da ab ein Leben lang begleiten sollte: die Vervollkommnung des Verbrennungsmotors.
Das Interesse für einen leistungsfähigen Motor kam bei Hugo Junkers nicht von ungefähr. Sein Vater Heinrich, der eine Textilfabrik betrieb, hatte ihn bereits während des Studiums herangezogen, wenn es Probleme mit den sehr anfälligen Dampfmaschinen gab, mit denen er die Webstühle betrieb.
Im elektrotechnischen Laboratorium an der Technischen Hochschule Charlottenburg experimentierte man zu dieser Zeit bereits mit einem Viertaktmotor. Diesen Motor hatte Nikolaus Otto im Jahre 1867 auf der Pariser Weltausstellung erstmals präsentiert. Er wurde ursprünglich mit Gas betrieben; nach Erfindung der elektrischen Zündung im Jahre 1884 konnten aber auch flüssige Brennstoffe verwendet werden. Viel mehr als 100 PS Leistung hielt man aber mit diesem Motor damals nicht für möglich.
Bei seinen Experimenten mit dem Viertaktmotor im Elektrotechnischen Laboratorium kam Junkers nun im Februar 1888 zu der Auffassung, dass man den Motor auch anders konstruieren und mit „zwei unter 180° versetzten Zylindern“ betreiben kann – die Idee des Gegenkolbenmotors war geboren.
Die Begeisterung seines Schülers für den Gasmotor blieb Prof. Slaby nicht verborgen und als im Herbst 1888 der mit ihm eng befreundete Ingenieur Wilhelm v. Oechelhaeuser einen Mit-arbeiter für die Entwicklung eines Gasmotors suchte, verhalf er Hugo Junkers durch seine Empfehlung zu einer Stellung in der von Oechelhaeusers Vater geleiteten „Deutschen Continental-Gasgesellschaft“ (DCGG) in Dessau.
Das Haupttätigkeitsfeld der „Deutschen Continental-Gasgesellschaft“ war die Erzeugung von Stadtgas. Damit wurden die Straßen der Großstädte beleuchtet und auch Straßenbahnen betrieben. Nach Erfindung der Akkumulatoren wurde das Stadtgas jedoch bald durch die Elektrizität verdrängt. Das zwang die DCGG zur Umorientierung. Am 13. September 1888 eröffnete sie als zweite Firma in Deutschland ein Elektrizitätswerk. Als Krafterzeuger sollten Gasmotoren verwendet werden. Zur Verfügung standen damals aber nur 60 PS-Ottomotoren, die für den Betrieb einer Elektrizitätszentrale auf die Dauer nicht ausreichend waren.
Oberingenieur Wilhelm v. Oechelhaeuser entschloss sich daraufhin, den Bau einer Großgasmaschine selbst in die Hand zu nehmen. Für seine Versuche verwendete er einen kleinen Benzmotor, der immer wieder umgebaut werden musste. Dazu fehlte ihm aber die konstruktive Erfahrung. Hugo Junkers bekam nun die Aufgabe, die Benzmaschine den Versuchsanforderungen von Oechelhaeuser immer wieder anzupassen. Bald stellte es sich jedoch heraus, dass dieser Weg nicht zum Ziele führen konnte.
Junkers versuchte nun, das Motorenproblem auf eine ganz neue Art zu lösen: Er ging es grundsätzlich an. Zuerst einmal fragte er sich, was er erreichen wollte, was sein Motor leisten sollte, und was die größten Schwierigkeiten bei der Erreichung seines Zieles waren. Diese Schwierigkeiten zerlegte er in Einzelprobleme, die er durch einfache Versuchsanordnungen und Versuchsmaschinen, die er dazu entwickelte, zu lösen versuchte.
Oechelhaeuser, der nach dem Tode seines Vaters die Leitung der DCGG übernommen hatte, ließ Junkers für die Versuche immer mehr freie Hand. Endgültig umgewandelt wurde das Arbeitsverhältnis durch die Gründung der „Versuchs-Station für Gasmotoren von Oechelhaeuser & Junkers“ am 1. Februar 1890: Aus dem Angestellten Hugo Junkers wurde ein Teilhaber des Fabrikanten Oechelhaeuser.