Der Wettstreit beider Piloten um Rekordleistungen setzte sich auch am darauffolgenden Tag fort. Auf dem Rückweg von Atlantic City nach New York am darauffolgenden Tag erreichte Emil Monz mit 500 kg Nutzlast eine Höhe von 6200 m. Das war Weltrekord für Flughöhe im Verhältnis zur Nutzlast und Vortriebsleistung.
Noch im gleichen Monat demonstrierte Bert Acosta wiederum sein Können. Mit Larsen und einem Mechaniker an Bord startete er am 27. Juni 1920 in Omaha zu einem Nonstopflug über 2000 km nach New York. Um genügend Treibstoff aufnehmen zu können, hatte Larsen die vorderen Sitze herausgenommen und Zusatztanks einbauen lassen. Wenn auch Acosta kurz vor dem Ziel wegen Nebels notlanden musste, so war er doch 10 Stunden 59 Minuten in der Luft gewesen und hatte dabei 1950 km zurückgelegt. Das war amerikanischer Rekord im Dauerflug und für ein einmotoriges Flugzeug mit dreiköpfiger Besatzung sogar Weltrekord.
Der Grund, warum Larsen mit Bert Acosta und nicht mit Monz von New York nach Omaha und wieder zurück geflogen war, war einem Vorfall gleich nach den Rekordflügen in Atlantic City geschuldet. Larsen hatte dort vor der Presse wahrheitsgemäß angegeben, woher die Flugzeuge kamen und wer der Konstrukteur war. Schlagzeilen wie „Junkers Flugzeug erregt Sensation“und „Deutsches Flugzeug schlägt alle Rekorde“[10] führten jedoch dazu, dass der amerikanische Nachrichtendienst Nachforschungen über Larsen anstellte. „Wie Sie wissen, herrscht augenblicklich in Bezug auf unseren Handel mit Deutschland eine sehr ungewöhnliche Lage und es ist für jede Regierungsabteilung, bevor sie irgend eine Handlung unternehmen kann, nötig, die vollen Tatsachen zur Verfügung zu haben. Diese umfassen die Fragen, ob Sie ein amerikanischer Staatsbürger sind, wo Sie die Ausrüstung kauften, wo sie hergestellt wurde, wofür sie gebraucht werden soll und wo das Kapital, das hinter dem Unternehmen steht, deutsches oder amerikanisches ist“[11], wurde ihm auf seine Nachfrage bestätigt.
Diese Auskunft musste Larsen einen gehörigen Schreck eingejagt haben, denn ab diesem Zeitpunkt versuchte er in der Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, dass er der Erfinder des Flugzeuges sei und die F 13 in Amerika produziert werden würde. Auch Monz bekam Auswirkungen schnell zu spüren: „Er soll auf die ‚deutschen Dummköpfe‘ täglich losschimpfen, daß es eine Art hat, und dabei sind Monz und der deutsche Monteur wiederum die einzigen, die arbeiten“, schrieb ein Junkers-Vertreter nach Dessau.[12] Doch das tägliche Mobbing reichte Larsen offensichtlich noch nicht: „Ich habe es für nötig gehalten, Monz praktisch vom Fliegen zurückzuziehen, indem ich nur amerikanische Flieger verwende“, schrieb Larsen selbst an die Junkerswerke. „Dies schien ein wenig zu helfen, oder mindestens ein wenig beruhigend auf die amerikanische Fliegerbrüderlichkeit zu wirken, und ich beschäftige Monz mit Reparaturarbeiten usw., indem ich ihn nur wenig, und nur innerhalb des Flugplatzes fliegen lasse und niemals nach Washington oder irgend einem wichtigen Platz, hierfür vielmehr nur gute amerikanische Flieger verwende.“[13]
Dem Rekordflieger Monz musste diese Herabstufung nach seinen Erfolgen in Atlantic City als sehr entwürdigend empfunden haben, denn er suchte bald nach einem Ausweg aus dieser Lage. Er versuchte sich selbständig zu machen und knüpfte Verbindungen mit Luftverkehrsgesellschaften in Mittel- und Südamerika an. Als Larsen das mitbekam, lenkte er vorerst ein. Da er plante, an der Westküste in San Francisco einen Stützpunkt zu errichten, wollte er Monz dorthin versetzen.
Am Morgen des 29. Juli 1920 starteten die drei F 13 mit 100 Poststücken zum Versuchsflug für die längste Luftpostlinie der Welt von New York nach San Francisco. Die Flugzeuge wurden geflogen von Emil Monz, Bert Acosta und dem Chef der Flugdienstschule der amerikanischen Armee Colonel Harold E. Hartney. Unter den Passagieren befanden sich der berühmte amerikanische Weltkriegspilot Edward Rickenbacker, der Konstrukteur William B. Stout und der Generalsuperintendent des Luftpostdienstes Major Leonard B. Lent.
Während des Fluges kam es zu einem heftigen Streit zwischen Larsen und Monz, der damit endete, dass Monz nach der Landung in Chicgo nach New York zurückkehrte. Er hätte es „nicht mehr mit ansehen können, wie L. sich als Erfinder brüstete und die Deutschen beschimpfte“, erklärte er gegenüber dem New Yorker Junkersvertreter Dr. Junge [14]. Als Ersatz engagierte Larsen den amerikanischen Flieger Samuel Eats, der F 13 ohne Zwischenfälle bis nach Oakland flog.
Nach seiner Rückkehr machte Monz mit einem Brief an die Junkerswerke in Dessau seinem Ärger gewaltig Luft und glaubte Junkers vor Larsen warnen zu müssen: „Es war für mich bald klar, dass Larsen gar nicht die Absicht hat, ein solides Geschäft zu begründen, sondern dass er versucht, mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln möglichst viel Geld aus der Geschichte herauszuschlagen. Die Leute, die er gerade braucht, die werden mit Geld, Alkohol und Versprechen bearbeitet. Gute, solide Leute, die ein Geschäft machen wollen, kommen, sehen Larsen und gehen wieder, weil sie mit ihm nicht arbeiten können. Ich habe dies bald eingesehen und habe versucht, die Geschichte in bessere Hände zu bringen, indem ich deutschgesinnte Leute für die Sache interessiere. … Es kann einem in der Seele weh tun, die schöne Maschine hier zu sehen, die die größten Erfolge erzielt, angestaunt und bewundert wird und ein Mann wie Larsen ist der Erfinder und Konstrukteur, lässt sich als solcher feiern. Larsen ist gegenwärtig mit verschiedenen Leuten in Verbindung, die den Bau des Flugzeuges aufnehmen und wenn es soweit ist, dass sie fabrizieren können, kann Junkers gehen. Er hat dies verschiedentlich ausgesprochen. ‚Zur Hölle mit diese verdammte deutsche Hunde‘, dass ist sein Spezialausdruck.“
Nach seiner Rückkehr aus San Francisco entließ Larsen seinen deutschen Piloten. Junkers gegenüber begründete er sein Verhalten damit, dass Monz für seine Firma nicht mehr tragbar sei: „Monz führte eine Maschine bis aus Chicago heraus, aber er machte sich in politischer Hinsicht unmöglich, so dass ich ihn durch einen amerikanischen Flieger ersetzen musste und Monz nach meinem Flugfeld New York zurückschickte. … Er und seine Gruppe von billigen Gründern… beanspruchte den Beistand der Junkers-Company zu haben bei dem Versuch, meinen Vertrag mit Ihnen zu brechen ebenso wohl wie um einen südamerikanischen zu erhalten. Monz hat sich als undankbar und als Ränkeschmied erwiesen anstatt des guten Fliegers, den ich erwartet hatte, ferner verlor er 2 Flugzeuge für mich. Ich habe ihn jetzt entlassen“
Im September traf ein völlig geschlagener und durch tägliches Mobbing verunsicherter Monz in Dessau ein. Das Flugzeugwerk setzte ihn vorläufig als Pilot in der neugegründeten Luftverkehrsgesellschaft „Lloyd Ostflug“ ein, an der Junkers beteiligt war. Die „Lloyd Ostflug“ war auf Betreiben von Gotthard Sachsenberg gegründet worden, einem ehemaligen Jagdgeschwader-Kommandeur, der seinen beschäftigungslosen Piloten, für die er sich verantwortlich fühlte, wieder Arbeit verschaffen wollte. In dieser „Sachsenberg-Crew“, wie sie genannt wurde, konnte Monz nicht heimisch werden. Vergeblich bemühte er sich bei den Junkers-Flugzeugwerken um eine andere Arbeit. „Monz will immer im Geschäft mitarbeiten; das hindert ihn am ruhigen Fliegen. Er ist etwas durcheinander“, notierte sich Prof. Junkers am 8. Januar 1921.[15]
Ob der tödliche Unfall von Monz am 18. Februar 1921 nun auf Unfähigkeit oder technischem Defekt zurückzuführen oder gar Selbstmord war, lässt sich im Nachhinhein nicht mehr klären. Prof. Junkers notierte sich als Lehre aus dem Unfall nur das Wort „Instrumentierung“[16].