7. September 1926 Junkers

Der 7. September 1926 war kein wirklich aufregender oder ereignisreicher Tag. An ihm wurden keine großen Berühmtheiten geboren, aufregende Preise verliehen oder historische Entdeckungen vorgenommen. Bleibt vielleicht die europäische Uraufführung von Ben Hur im Ufa-Pavillon in Berlin zu erwähnen, um dem Tag zumindest etwas kulturhistorischen Glanz zu verleihen. Es war bewölkt, leicht regnerisch. Kühle Temperaturen um die 15 Grad Celsius zeugten von typisch herbstlichem Wetter. Lediglich ein Taifun sorgte in Japan für reichlich Wirbel. Und doch wird an diesem Tag ein wichtiges, wenn auch kleines Stück technischer Geschichte geschrieben.

Die Junkers G 31

Unter der Werknummer 3.000 wird der erste flugfähige Prototyp der G 31 auf die Kennung D-1073 zugelassen und damit offiziell in Dienst gestellt. Die drei L5-Motoren leisteten 930 PS, genug um das mit rund 30 Metern Spannweite und ca. 16,5 Metern Länge für damalige Zeiten beeindruckend große Fluggerät in die Lüfte zu erheben. Im Laufe der Typenevolution wuchs es sogar auf über 17 Meter Länge und protzte mit bis zu 1.575 PS aus drei bärenstarken BMW-„Hornet“-Motoren.

G 31 fi, Werk-Nr. 3009 (D-ADUR), Bj. 1930

Doch was war nun so interessant an dem neuen Metall-Tiefdecker aus dem Hause Junkers? Nun, da gab es durchaus mehrere Aspekte. Um die G31 richtig zu würdigen, muss man eigentlich zunächst die G 23 bzw. 24 prämieren. Dieses erste dreimotorige Ganzmetall-Verkehrsflugzeug legte nicht nur einen weiteren simplen Grundstein für den wachsenden Luftverkehr. Zusammen mit ihrer kleineren Schwester, der F 13, arbeitete sie vielmehr an einem unerschütterlichen Fundament für Junkers Visionen. Und auch wenn die G24 noch nicht vollkommen war, so wuchs mit der G 31 doch die Möglichkeit heran, eben diese Perfektion in Bedienung, Wirtschaftlichkeit, Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit und natürlich Sicherheit auf eine neue Ebene zu heben. Junkers selbst schrieb in einer Denkschrift zwei Jahre zuvor:

„Überblickt man die in Bearbeitung befindlichen dringenden Aufgaben, so scheint es mir, dass wir dieser Forderung in einer sehr befriedigenden Weise Rechnung tragen und gleichzeitig eine auf dem Wege zum Riesenflugzeug einen wesentlichen Schritt vorwärts bedeutende Type herausbringen können, wenn wir mit der unerläßlichen Beseitigung der an G 23 im praktischen Luftverkehr gefundenen unzulässigen Mängel und störenden Unvollkommenheiten zugleich noch mit einigen Vervollkommnungen in Bezug auf Flugleistungen und andere Eigenschaften zu verbinden suchen.“

Will man verstehen, was Junkers hier meint, liest man den Satz besser zweimal. Erst dann wird die Tragweite – insbesondere des letzten Halbsatzes – klar. Das Flugzeug soll nicht nur eben mal größer sein. Es muss darüber hinaus deutlich vielfältiger nutzbar sein. Junkers sieht die Unvollkommenhit der G 23 vor allem im Fehlen von geeignetem Frachtraum. Dem wird nun Rechnung getragen. Darüber hinaus wünscht Junkers z. B. ein einziehbares Fahrwerk und deutlichere Bequemlichkeiten für die – man mag es geahnt haben – natürlich höhere Anzahl mitreisender Passagiere. Folgt man den Protokollen im Entwicklungsstadium, so wird vieles an Ideen, wie z. B. eben dieses versenkbare Fahrgestell, wieder verworfen. Übrig bleiben aber letztendlich alle wichtigen Verbesserungen.

Kabine der Junkers G 31

Insbesondere der Vielseitigkeit wird dabei Rechnung getragen. So kann flexibel zwischen bequemen Polstersesseln und Betten gewechselt werden. Die Bereiche sind in Abteile unterteilt, so dass es z. B. Raucher- und Nichtraucherkabinen geben könnte. Die Umrüstbarkeit auf Betten lässt ebenso eine Verwendung als Sanitätsflugzeug zu. Darüber hinaus wurde der solide „Luft-Schlafexpress“ aber auch als reine Frachtvariante verkauft, um eine für damalige Zeiten spektakuläre Leistung abzuliefern: die G 31 war eben nicht nur das – will man den Medien Glauben schenken – größte Landflugzeug ihrer Zeit, sondern auch das weltweit einzige, welches aufgrund seiner enorm stabilen Flugleistungen und seiner Zuladung imstande war, für die in Neu Guinea ansässige Bulolo-Gold-Dredging & Co. mehrere 3,2 Tonnen schwere Baggerachsen (plus weitere rund dreitausend Tonnen Material) für Goldschürfarbeiten zu transportieren.

Eine von 3 Maschinen der Bulolo-Gold-Dredging & Co., Neuguinea

Das in nur 13 Stück nach heutigen Maßstäben gefertigte Sammlerstück hat sich mit seinen technischen Raffinessen und Eigenheiten einen Platz in der Luftfahrtgeschichte verdient. So legte bereits die zweite gebaute Maschine einen formidablen Werbeflug von rund 6.100 km Länge zurück. Allein die in Neuguinea eingesetzten drei G 31 beförderten fast 26.000 Tonnen Fracht und 33.000 Passagiere – ohne Zwischenfälle! Passagiere, Piloten und selbst Könige – in diesem Fall der italienische – bestaunten, flogen und bewunderten die unverwüstliche Rarität. Insbesondere die Größe der Maschine beeindruckte viele – und ermöglichte ungeahnte Bewegungsfreiheiten für Reisende und Flugpersonal. Ein mitreisender Gast beschrieb dies 1934 so:

„Von Budapest aus flog ich mit der eleganten Junkers G 31, dem ‚Fliegenden Speisewagen‘. Auf goldumrandeter Speisekarte kann man sich je nach Laune, Brieftasche und Geschmack zwischen der ungarischen Metropole und Wien an Speisen und Getränken aussuchen, was das Herz begehrt. Der Fugzeugsteward serviert sehr geschickt und aufmerksam und schreibt dann … eine regelrechte Rechnung aus. … So genoß ich in vollen Zügen den Luxus eines ‚Speiseflugzeuges‘, auf dessen Tischen echte Blumen in gefüllter Vase standen.“

Zu diesem Erfolg mag sicher auch einiges Hubert Seeger (oder einer seiner späteren Kollegen) beigetragen haben. Sie kennen Herrn Seeger nicht? Nun, auch er hat in gewisser Weise Geschichte geschrieben: er war der erste Steward der Lufthansa A.G., eingesetzt in der G 31 „Hermann Köhl“, auf der Flugstrecke Berlin-Paris.

Jan Christiansen

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Weiterführende Informationen:

Technische Daten der Junkers G 31

Quellen:

  1. Schmitt, Günter: Hugo Junkers, ein Leben für die Technik
  2. Hofmann, Angelika: Archiv (Junkers Nachrichtendienst – 1927, Luftfahrt – Ausgabe Nr. 6  – 1927/1928, Fortschritte der Luftfahrt – 1927-1930, Luftweg – Nr. 6 – 1927, Gesprächsprotokolle/Aktennotizen des Hauptbüros – 1925, Junkers: Denkschrift […] – D8912/25, Anhalter Anzeiger – verschiedene Ausgaben)
  3. Wagner, Wolfgang: Hugo Junkers – Pionier der Luftfahrt – seine Flugzeuge
  4. Wikipedia.org: verschiedene Artikel
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