Der erste Weltkrieg hatte erst wenige Monate zuvor mit einer Niederlage Deutschlands sein bitteres Ende gefunden. Die während des Krieges aufgeblühte deutsche Flugzeugindustrie lag am Boden, tausende Piloten suchten nach einer Existenzmöglichkeit. Die meisten waren noch sehr jung und hatten außer Fliegen nichts gelernt. Mit Hilfe ausgedienter Militärflugzeuge versuchten sie, einen gewerblichen Luftverkehr aufzuziehen. Es entstand eine große Zahl kleiner Luftverkehrsgesellschaften, die zuerst nur Post und Zeitungen transportierten. Mit viel Überredungskunst gelang es auch nach und nach, den einen oder anderen Wagemutigen zu einem Flug zu überreden. Mit wollenen Überanzug, Schal, Gesichtsmaske, Sturzhelm, Pelzhandschuhe und Pelzstiefel ausgestattet, nahmen die ersten Passagiere auf dem behelfsmäßig überdachten Beobachtersitz Platz und ergaben sich ihrem Schicksal.
Auch im Junkers-Flugzeugwerk hatte man sich Gedanken gemacht, wie man das Werk erhalten und die Arbeiter weiter beschäftigen könnte. Während des 1. Weltkrieges hatte man einen ganz neuartigen Flugzeugtyp entwickelt, der von der bisherigen Bauweise völlig abstach. Das gängige deutsche Militärflugzeug war ein Doppeldecker aus Holz und Stoff – es war auf schnelle Steigfähigkeit hin konstruiert worden und konnte in der Luft waghalsige Manöver ausführen. Prof. Junkers war einen anderen Weg gegangen. Er war überzeugt davon, dass dem Metallflugzeug die Zukunft gehörte. Metall war leicht formbar – damit war es möglich, die schon 1909 von Prof. Junkers dargelegte Idee des dicken Flügels umzusetzen. Er hatte herausgefunden, dass die Form der Flügel das entscheidende Moment war, wenn mit möglichst geringer Motorkraft ein möglichst schweres Flugzeug in die Luft gehoben werden sollte. Wenn man die Flügel als Hohlkörper ausbildet und die Verspannung in das Innere der Flügel verlegt, würde der Widerstand erheblich verringert und der Motor könnte bei gleicher Leistung auch Flugzeuge größeren Gewichts in die Luft ziehen.
Der erste Versuch eines Metallflugzeuges, die 1915 aus dünnen Blechtafeln gebaute J 1, war zwar flugfähig – was damals großes Erstaunen hervorrief – aber sie war für einen Luftkampf zu schwer. Auch war ihre Eindeckerbauweise zu ungewöhnlich, die Militärbehörde verlangte Doppeldecker. Junkers gab aus finanziellen Gründen nach, blieb jedoch bei der Verwendung von Metall als Baustoff und verwendete für die Flügel das gerade neu entdeckte Leichtmetall Duralumin – eine Legierung aus Aluminium, Kupfer, Mangan und Magnesium. Mit Hilfe der aus dem Verkauf des Doppeldeckers J 4erzielten Einnahmen konnte er nun das Flugzeug verwirklichen, das sich bei seinen aerodynamischen Versuchen im Windkanal als das beste ergeben hatte: ein Tiefdecker mit durchgehenden Flügel in Leichtmetallbauweise –die Junkers J 7. Es erwies sich als eines der besten Flugzeuge des 1. Weltkrieges, aber es kam zu spät. Ein Serienbau kam nicht mehr in Gang.
Als sich das Ende des Krieges abzeichnete, überlegte auch die Betriebsleitung der Junkerswerke, ob man die noch in Bau befindlichen Militärflugzeuge zu Postflugzeugen umbauen sollte, aber Prof. Junkers war bald klar, dass das keine Lösung war. Der Markt war übersättigt – wollte er mit seiner neuartigen Konstruktion Erfolg haben, musste eine völlig neue Lösung gefunden werden.
Prof. Junkers ging das Problem in gewohnter Weise grundsätzlich und systematisch an. Nach dem Waffenstillstand und nachfolgendem Versailler Vertrag war der Bau von Militärflugzeugen verboten. Für Verkehrsflugzeuge kamen als vorläufig alleinige Abnehmer die neu entstandenen Luftverkehrsgesellschaften infrage. Damit diese wirtschaftlich arbeiten konnten, brauchte man ein Flugzeug, dass sparsam im Verbrauch, sicher und bequem, wenig reparaturanfällig und langlebig war. Dazu war das Metallflugzeug in besonderer Weise geeignet. Es war nicht nur strapazierfähiger als die damals üblichen Holz-/Stoffkonstruktionen, sondern es war auch noch witterungsunabhängig und verzog sich nicht bei plötzlich einsetzendem Regen. Außerdem brauchte es keine extra Hallen, sondern konnte im Freien stehen. Noch vor Jahresende 1919 legte Chefkonstrukteur Otto Reuter die fertigen Entwürfe für ein sechssitziges Verkehrsflugzeugvor. Um den zukünftigen Passagieren Vertrauen einzuflößen, hatte Reuter über dem Flügel eine geräumige Kabine vorgesehen, deren Maße und Innengestaltung einem damals üblichen Automobil entsprach. Zwei bequeme Sessel und eine zweisitzige Rücksitzbank konnten vier Passagiere aufnehmen; eine besondere Kleidung war in dem beheizbaren Passagierraum nicht mehr notwendig.