Nach dieser Absage maßen die Junkerswerke dem Gebiet der Photogrammetrie aus Flugzeugen vorläufig keine weitere Bedeutung zu, sondern konzentrierten sich auf den Aufbau von Luftverkehrsstrecken. Erst im April 1921 wurde das Thema bei einem Besuch von Vertretern der deutsch-kolumbianischen Luftverkehrsgesellschaft „Scadta“ erneut diskutiert.
Die kolumbianische Regierung versuchte schon seit Jahrzehnten, eine brauchbare Karte des Landes herzustellen. Um die Wirtschaft des Landes anzukurbeln, mussten unwegsame Gebiete mit noch unerschlossenen Bodenschätzen kartografisch erfasst werden, damit Konzessionen vergeben werden konnten. Die Regierung war deshalb gerne bereit, eine Alleinkonzession für die Luftbildvermessung zu vergeben.
Als Interessent hatte sich der aus einem österreichischen Adelsgeschlecht stammende Dr. Peter von Bauer gemeldet. Er war als Vertreter einer Reihenbildvermessungsgesellschaft N. V. Techn. Maatschapy-Aerophoto, Amsterdam, eine Tochtergesellschaft der berühmten Kinematographenfirma Messter, Berlin, nach Kolumbien gekommen und hatte ein sehr erfolgversprechendes Betätigungsfeld vorgefunden. Da er nicht extra eine Firma gründen wollte, hatte er sich mit 100.000 Dollar an der Scadta beteiligt und war damit deren Hauptaktionär. Er schloss der Luftverkehrsgesellschaft eine wissenschaftliche Abteilung an, die die Luftvermessung durchführen sollte und suchte bei seinem Besuch in Dessau nach einem geeigneten Flugzeug.
Die Junkers-Flugzeugwerke sahen sich außerstande, in absehbarer Zeit ein speziell für die Luftbildvermessung konstruiertes Flugzeug anzubieten, deshalb erwarb Peter v. Bauer ein weiteres Exemplar des bei der Scadta verwendeten Verkehrsflugzeuges F 13. Damit fertigte er im Jahre 1922 entlang des Magdalenenflusses insgesamt 700 Luftbildaufnahmen an und trug so wesentlich dazu bei, dass die Scadta am Jahresende erstmals Dividende an ihre Aktionäre verteilen konnte.
Kurze Zeit nach der Besprechung mit v. Bauer hielt Prof. Junkers in seinem Notizbuch fest: „D. 22.V.21. Flugzeugbau Neue Aufgaben. I. Lichtbildflugzeug. …“ 6 Vorgesehen war jedoch keine Neuentwicklung, sondern eine Anpassung der vorhandenen Typen an die Anforderungen der Luftbildvermessung, wie aus einer späteren Notiz von Prof. Junkers hervorgeht: „Die Herrichtung des Gepäckraumes in der F 13 zum Einbau von schwerem Bildgerät ist verhältnismäßig einfach. Herr Blochmann hat sich schon früher mit der Frage beschäftigt und herausgefunden, daß sogar der Plattenreihenbildner von Boykow ohne Schwierigkeiten eingebaut werden kann; um so leichter ist natürlich der Einbau der Zeisschen Reihenbild-Meßkammer. Die Arbeit könnte jederzeit ohne Weiteres gemacht werden.“ 7
Ab dem Jahre 1922 wurden mit den vorhandenen Flugzeugtypen praktische Versuche durchgeführt und Erfahrungen gesammelt. Dazu wurde eine Abteilung Luftbild gegründet, die auf dem Markt erhältliche Kameras auf ihre Luftbildtauglichkeit hin testete.
Vorerst beschränkte man sich aber darauf, aus dem geöffneten Kabinenfenster des Verkehrsflugzeuges F 13 aus Städte und Sehenswürdigkeiten zu fotografieren, die dann zur Werbung für den Junkers-Luftverkehr verwendet wurden. So entstanden z. B. beim ersten Flug einer F 13 nach Moskau im Juli 1922 ein Luftbild der Stadt und einen Monat später während der Italienischen Wasserflugwochen Aufnahmen der italienischen Städte Palermo, Terracina, Gaeta und vom Capo di Miseno im Golf von Neapel.