Wenn der Luftverkehr von Dessau nach Weimar vom Reichsluftamt zugelassen worden ist, ist besondere Genehmigung für jeden Flug nicht erforderlich. Empfehlenswert jedoch ist eine Aufstellung, aus der die Personalien der Besatzung sowie der Zweck des Fluges hervorgeht. Ein Bordbuch erfüllt den Zweck vollständig.
Zur Verbindung des Flugplatzes mit der Stadt benutzen die Kuriere der anderen Regierungen von den betreffenden Regierungen gestellte Autos. Herr Hauptmann Krocker empfiehlt dasselbe beim Bevollmächtigten der Anhaltischen Regierung zu beantragen. In Weimar ist noch ein Auto-Unternehmen, das Fahrten ausführt. Dasselbe ist jedoch sehr besetzt und die Wagen sind schwer zu haben.
Die deutsche Luftreederei (AEG) hat eine Halle ca. 20 x 15 m groß, in der etwa 4 Flugzeuge untergebracht werden können. Sie befördert täglich die Flugpost aus Berlin, außerdem Personen. Solange ich auf dem Flugplatz war, startete ein Flugzeug mit zwei Personen nach Berlin und landeten zwei Flugzeuge. Das eine davon führte außer dem Beobachter noch 67 kg Zeitungen (Berliner Tageblatt, Deutsche Tageszeitung, B.Z. am Mittag) mit sich. Die Luftreederei hat einen Flugleiter und vier Monteure in Weimar. Außerdem hat sie ein eigenes Personenauto zur Verbindung mit der Stadt. Der Flugleiter ist ein alter Werkmeister. Er ist zur Unterhandlung wegen Hallen und Betriebsstoff nicht zuständig. Da wir bei der Fliegerabteilung 423 Unterkunft bekommen und die Halle der Luftreederei auch für diese zu klein ist, dürften Unterhandlung gar keinen Zweck haben.
Benützt werden für sämtliche Flüge bis jetzt LVG C VI. Die Fliegerabteilung 423 hat neben LVG ein DFW-Flugzeug C V mit Maybachmotor, die bayrische Regierung benützt einen Halberstädter CL II. Wir sind die erste Firma, die mit geschlossener Kabine auf den Plan tritt. Der Flugplatz ist ca. 200 x 600 m groß. Auf der einen Längsseite ist der Wald am Webicht, die andere Längsseite fällt sehr steil nach Weimar ab. Der Platz kann also nur in östlicher oder westlicher Längsrichtung benutzt werden. Der Anflug von Osten nach Westen ist sehr schön. Dagegen erfordert der Anflug von Westen nach Osten wegen hoher Hallen, die niedrig überflogen werden müssen und einen hohen Funkermast mehr Aufmerksamkeit. Es wird empfehlenswert sein, daß sich jeder Flugzeugführer den Platz vorher einmal ansieht.
Der Stab der Landesjäger liegt in dem ca. 3/4 Stunde von Weimar entfernten Ehringsdorf. Die maßgebenden Offiziere waren wegen militärischer Unternehmungen gegen Magdeburg abwesend und konnten erst am Freitag erreicht werden. Ich bekam da im großen und ganzen dieselben Auskünfte wie von Herrn Hauptmann Krocker.
Jede Person, die nach Weimar reist, muß Zureisegenehmigung haben, welche von der Fremdenstelle Weimar erteilt wird. Für Regierungsmitglieder genügt ihr Ausweis als solche. Für Privatpersonen und Flugzeugführer ist ein Reisepaß für das deutsche Reich, welcher hier in Dessau beantragt werden muß und der dann von der Fremdenstelle Weimar visiert wird, erforderlich. Die Fremdenstelle befindet sich in Weimar im Justizpalast, Watzdorferstraße, Erdgeschoss Zimmer 140.
D e s s a u, den 12. April 1919 gez. Monz“
Während dieser Zeit wurde noch eine zweite J 10 mit einem Verdeck für einen Passagierplatz versehen. Beide Flugzeuge wurden zum Luftverkehr zugelassen und mit den Kennungen D 77 und D 78 versehen.