Die neue Expedition sollte dieses Mal auf breiterer Basis angelegt, d. h., mit ausreichendem Personal, guter Werkstattausrüstung und mehreren Flugzeugen ausgestattet werden. Neben F-13-Verkehrsflugzeugen sollten dieses Mal auch andere Produkte der Junkers-Flugzeugwerke angeboten werden, darunter das aus dem Militärflugzeug J 11 entwickelte Mehrzweckflugzeug A 20 W, ein Sportflugzeug T 19 und ein Hochdecker-Kabinenflugzeug K 16. Der Kostenaufwand für diese Expedition wurde mit einer Million Goldmark angegeben.
Die Erfahrungen, die Walter Jastram als einziger Überlebender der ersten Südamerika-Expedition mit nach Dessau gebracht hatte, und auch die Erkenntnisse, welche die Piloten der Scadta beim praktischen Einsatz der F 13 in Südamerika gewonnen hatten, waren inzwischen ausgewertet worden und hatten zu weiteren Verbesserungen der F 13 geführt.
Als Schwachpunkt hatte sich insbesondere der BMW-Motor herausgestellt, der mit seinen 185 PS oft nicht in der Lage gewesen war, eine normal besetzte F 13 mit Schwimmern aus dem Wasser zu heben. Hinzu kam, dass die schwer zu beschaffenden Flugmotoren oft aus zweiter Hand stammten und von schlechter Qualität waren. Junkers entwickelte deshalb noch 1923 in eigener Produktion aus dem bisher verwendeten BMW-IIIa-Motor den Flugmotor L 2 mit 265 PS, mit dem Nutzlast der F 13 nun um ein Viertel auf 457 kg erhöht werden konnte.
Auch die Holzpropeller waren damals für die Tropen nicht recht geeignet. „Daß die Propeller schon nach kurzem Gebrauch durch die Bank aufleimen, ist ein beredtes Zeugnis, daß bei der Fabrikation nicht sorgfältig genug verfahren wird“, hatte sich Jastram einmal bei der Jfa beschwert. Abhilfe war hier durch die Konstruktion eines Metallpropellers geschaffen worden.
Unschlüssig war man sich darüber, ob die F 13 mit Land- oder Schwimmerfahrgestell ausgerüstet werden sollte. In einer Besprechung am 4. Januar 1924 sprachen sich die Anwesenden teils für, teils gegen die Schwimmerversion aus, wobei festgestellt wurde, „dass die Betriebserfahrungen im längeren Verkehr ungünstiger für die Seemaschine ausfallen als bei kurzen Propaganda-Unternehmungen“. Einig war man sich darüber, „dass die wechselseitige Verwendung derselben Maschine, mal auf dem Lande, mal im Wasser, von zur Zeit konkurrenzlosen Vorteilen sein, die auch in der Praxis genügend betont und gezeigt werden müssten.“
Zweck des Unternehmens sollte dieses Mal nicht nur der Vertrieb der Flugzeuge sein, sondern es wurde auch der Aufbau von Luftverkehrsunternehmen mit eigener Beteiligung in Betracht gezogen, um die Menschen vor Ort vom Nutzen der Verkehrsflugzeuge zu überzeugen.
Die organisatorische und kaufmännische Leitung der Expedition wurde Erhard Milch übertragen, der später als Generalinspekteur von Hitlers Luftwaffe noch traurige Berühmtheit erlangen sollte. Die Verantwortung für Technik und Personal hatte der expeditionserfahrene Walter Jastram übernommen. Als Kürzel für den Telegramm- und Schriftverkehr wurde „ESA“ vereinbart, das für Expedition Südamerika stand.
Ausgangspunkt der zweiten Südamerika-Expedition sollte Argentinien sein, als Abreisetermin war der 19. Januar 1924 geplant. Kurz bevor sich die Expedition jedoch auf den Weg machte, traf in Dessau die Nachricht aus Argentinien ein, dass sich dort die Engländer inzwischen die Konzession auf die von Junkers geplante Luftverkehrsstrecken gesichert hatten. Um nicht unnötig Zeit und Geld zu verschwenden, wurde deshalb umdisponiert. Milch und Jastram sollten zuerst einmal in Argentinien die Lage sondieren und nur wenn Aussicht auf Erfolg bestand, den Rest der Expedition aus Dessau abrufen.
Der Expeditionsleiter Erhard Milch hatte nur geringe Kenntnisse des Landes und der Landessprache. Zu seiner Unterstützung hatte der Junkers-Luftverkehr deshalb den Norweger Christian Doxrud engagiert, der als zeitweiliger Kapitän von Amundsens Forschungsschiff „Fram“ 1913 mehrere Monate in Buenos Aires verbracht hatte und die spanische Sprache beherrschte. Außerdem sollte dieses Mal ein Filmope¬ra¬teur namens Bohne die Expedition begleiten, der die Werbeabteilung von Junkers mit Bildmaterial versorgen sollte.
Nach einer dreiwöchigen Überfahrt auf dem Dampfer „Madeira“ trafen Milch und Doxrud am 10. Februar 1924 in Rio de Janeiro ein. Jastram und Bohne waren schon in Bahia ausgestiegen und hatten die letzte Etappe der Reise mit der F 13 „Kauz“, die mit der Besatzung Grundke und Schönmetzler in Argentinien verblieben war, zurückgelegt.
Nach ihrer Ankunft teilten sich die Expeditionsmitglieder ihre Aufgabenbereiche. Milch wollte mit Unterstützung von Doxrud Geschäftspartner suchen, die Einfluss in Argentinien besaßen und bei den Verhandlungen mit der argentinischen Regierung über Ankauf von Flugzeugen und Konzessionen für einen Luftverkehr behilflich sein konnten. Jastram übernahm die Aufgabe, mit der F 13 „Kauz“ und deren Besatzung Propagandaflüge in verschiedenen Städten zu unternehmen, um die Arbeit von Milch und Doxrud zu unterstützen.